Ich halte deinen Post für gut und wichtig, weil er einiges über die Willkommenskultur aussagt, die nicht nur in diesem Forum seit einiger Zeit Thema ist. Wenn neue Leute in diesem Forum durch das Verhalten anderer, die schon länger dabei sind, so frustriert werden, dass sie das zum Thema auf Meta machen, sollten wir das m.E. nicht einfach vom Tisch wischen und als rant in disguise mittels close vote in der Versenkung verschwinden lassen, sondern darüber nachdenken, ob das hier nicht auch irgendwie Spaß machen soll.
Zu den vier von dir genannten Punkten:
- Downvotes ohne Begründung
Es gibt keine Pflicht zur Begründung eines Downvotes. Es ist also jedem freigestellt, eine Begründung zu liefern oder eben nicht. Ich persönlich halte Downvotes ohne Begründung für kindisch und destruktiv. Sie helfen weder einem Lernenden, die Qualität einer Antwort einzuschätzen, noch helfen sie dem Autor der Antwort, eventuelle Mängel zu erkennen und ggf. die Antwort zu überarbeiten. Sie sind deshalb alles andere als förderlich für die Qualität, sondern höchstens geeignet, den Autor zu frustrieren.
Auf einer Plattform wie dieser finden sich aber - wie überall in allen Gesellschaften - die unterschiedlichsten Leute mit ihren jeweiligen Beweggründen, jeweils individuell ausgeprägtem Verantwortungsbewusstsein und nicht zu ergründenden Interessenlagen. Solange es keine Pflicht zur Begründung gibt, muss man darum wissen und damit leben.
Ich halte die freie, eigenverantwortliche Entscheidung für wesentlich angenehmer als ein eng geschnürtes Regelkorsett.
- Viele Upvotes für Antworten, die objektiv daneben sind.
Das mag dir so erscheinen. Mir erscheint es auch manchmal so, als wenn die höchst bewertete Antwort nicht unbedingt die qualitativ höchstwertige ist und in manchen Fällen hege ich sogar den Verdacht, dass das Gegenteil der Fall ist. Allerdings ist das persönliche Einschätzung und ich denke, du liegst fasch damit, deine Einschätzung als objektiv anzusehen. Ansonsten gilt unter Punkt 1 Gesagtes hier ebenso. Ich bin auch selten mit den Wahlergebnissen zufrieden. Trotzdem halte ich die freie und geheime Wahl für äußerst wertvoll und kenne keine bessere Lösung. Das lässt sich auf die Situation hier vielleicht übertragen?
- Diskussionskultur aufgrund puren Interesses scheint nicht bekannt/gewollt zu sein.
Richtig. Für Diskussionen gibt es Meta. Ansonsten geht es nur um Fragen und Antworten. Das kann man gut oder schlecht finden. Es ist einfach eine Setzung dieser Plattform. Mehr dazu in Punkt 4.
- Wie viele Leute würden noch beitragen, wenn das Punktesystem wegfiele?
Das kann ich nicht einschätzen. Es gibt ja auch andere Foren, die ein solches Punktesystem nicht haben, die aber ausgiebig genutzt werden. Hier liegt aber eine Gefahr, der du m.E. nicht erliegen solltest. Dieses Punktesystem hat ja seinen Grund.
So ein Punktesystem nutzt in geschickter Weise die Anfälligkeit des inneren menschlichen Belohnungssystems. Einmal Blut geleckt, werden Menschen scharf auf diese nichtssagenden Zahlen. Damit kann man Leute dazu bringen, immer wieder auf diese Seite zu kommen, um sich eine kleine Belohnung für etwas abzuholen, das ohnehin in ihrem Interesse liegt. Vordergründig wird das als Qualitätssicherung verkauft. In gewisser Weise ist es dazu ja möglicherweise auch geeignet. Letztlich steht hinter allen Stackexchange Foren aber ein Unternehmen mit dem Ziel der Gewinnmaximierung und damit dem Ziel, so viele Nutzer wie möglich zu Beiträgen dieser Datensammlungen zu bewegen. Wenn du das Punktesystem unter diesem Gesichtspunkt betrachtest, fällt es dir vielleicht leichter, darauf weniger Wert zu legen und hier einfach nur deinem Interesse an der Sprache Futter zu geben.
Dieser Punkt spielt m.E. auch eine wichtige Rolle für die Einschätzung der ersten drei Punkte. Das Punkesystem wird sicher auch von einigen Leuten dazu benutzt, einen Mangel an Anerkennung und Einfluss im Alltag auszugleichen. Es würde mich sogar wundern, wenn das nicht vorkommen würde. Moralisch ist das nicht zu bewerten. Wir sind ja hier nicht in der Kirche. Es ist einfach normaler Durchschnitt menschlichen Verhaltens und richtet ja auch keinen wirklichen Schaden an, sofern man diese Votes nicht überbewertet.
Um abschließend die Frage zu beantworten:
Geht es hier überhaupt um die Sache?
Das kannst du nur für dich selbst beantworten und bleibt letztlich jedem Nutzer selbst überlassen.
Ich hoffe, diese Antwort hilft dir dabei, deine Prioritäten auszuloten. Ich finde es sehr angenehm, wenn hier Leute mit wirklichem Interesse an der Sprache unterwegs sind und fände es sehr schade, wenn gerade solche Leute sich von dem m.E. zweitrangigen Votingsystem frustrieren lassen.
Pass mal auf
oderDazu braucht man nichts zu sagen!
als ziemlich aggressiv. Ich habe keinen idealen Weg, hier den Spiegel vorzuhalten um zu prüfen, ob Sie das auch als aggressiv empfinden, falls ich Ihnen so antworte. Vielleicht eine Rollenumkehr: alle Kommentare in eine Datei kopieren und die Autoren Nico und infinitezero vertauschen & nochmal durchlesen, falls das Gefühl besteht "ich gegen alle" dann auf alle ausdehnen. Falls Sie Ihre Reaktion "aus dem Mund eines anderen" als keineswegs aggressiv empfinden, geht mir die Idee aus, es zu verdeutlichen. – Shegit Brahm Feb 14 '20 at 9:30