Wieso sind die Pro-Argumente zu schwach?
Vieles ist integraler Teil der Geschichte der deutschen Sprache. Musiktexte, Politikerreden, usw. Gut, antike, römische Texte wären noch deutlicher nicht unser Thema, aber dieses Argument widerlegt nur ein Ausschlusskriterium, es ist ein notwendiges, kein hinreichendes.
Handschriften zu entziffern, insbesondere Sütterlin, ist keine leichte Sache, wohl wahr, aber wieder allenfalls ein notwendiges, kein hinreichendes Argument.
Dass wir die nötige Userbasis haben, um die Aufgaben zu lösen, ist gar kein Argument. Fragen, die wir nicht lösen können, die aber on topic sind, bleiben ungelöst stehen. Wenn sie von allgemeinem Interesse sind, kommt vielleicht später jmd., und freut sich, sie lösen zu dürfen.
Das es keinen anderen Platz für die Fragen gibt, ist weder wahrscheinlich, noch belegt, zuletzt ein Argument. Mit dem gleichen Argument könnten wir Bewerbungsschreiben Korrekturlesen und Hausaufgaben lösen.
Dass solche Fragen für manche ein willkommenes Quiz darstellen glaube ich sofort. Für das Lösen von Hausaufgaben und Korrekturlesen von Briefen gilt das gleichermaßen. Es ist dennoch verpönt, weil es den Fokus des Auftritts in diese Richtung verschiebt, mehr Menschen mit ähnlichen Problemen werden kommen und Gleichbehandlung erwarten. Ob es die Ausnahme bleibt haben wir nicht selbst in der Hand.
Für die erwartete Qualität der Ergebnisse gilt wieder das gleiche, wie für die Fragen zuvor: Wir würden auch bei Übersetzungsanfragen und Korrekturlesen oft bessere Resultate hervorbringen, als der Fragesteller.
Dass Entzifferungsanfragen ein Pfad sind, auf dem Menschen nach einem besseren Verständnis der deutschen Sprache suchen, ist eine naive Utopie, die keines weiteren Kommentars würdig ist.
Zusammenfassung:
Handschriften, Sütterlin oder verrottete Grabsteine zu entziffern ist ein schwieriger Prozess, bei dem gute Sprachkenntnisse von Vorteil sind, weil man dann Teile des Rätsels leichter erraten kann. Die überwältigende Mehrheit der Anfragen wird jedoch keine Hilfe für andere, mit ähnlichen Fragen sein. Eine Tabelle mit Sütterlinglyphen ist für den zweiten Fall sicher eine größere Hilfe.
Bei allem Verständnis für Hilfsbereitschaft: Stackexchange will keine Plattform für Gratisdienstleistungen sein. Wer auf die Zahl möglicher Fragen und Antworten schielt, der versucht die Plattform zu täuschen. Jeder ist frei einen Blog zu eröffnen und dort Gleichgesinnte zu versammeln, um genau diesen Service anzubieten, wenn er mag.
Ähnlich wie bei Hausaufgaben oder der Suche nach Formulierungshilfe für Anschreiben aller Art sollte die Regel lauten: Was einfach nur eine Dienstleistung ohne Bezahlung ist, keine verallgemeinerbare Antwort auf eine Frage, die in ihrer konkreten Gestalt nur ein Beispiel ist, sollte zurückgewiesen werden. Wenn eine allgemeine Frage aber an einem Beispiel illustriert wird, wenn andere Fragesteller hilfreiche Informationen mitnehmen können, ist es ok.